Gestern gegen 18:00 Uhr kam es am und um das OEZ (Olympia Einkaufszentrum) in München zu einem tragischen Ereignis. Die digitalen Medien und Social Media Plattformen spielten dabei eine zentrale Rolle in der Informationspolitik. Grund genug für mich die Ereignisse aus Sicht von Google aufzuarbeiten. Mit Hilfe von Google Trends und Google Hottrends kann man auf die Minute genau den Verlauf eines solchen Ereignisses und dessen Auswirkungen auf das menschliche Verhalten nachvollziehen. Die nachfolgenden Charts zeigen die Suchtrends der letzten 24h für Google Deutschland und sie zeigen, wie Medien unser Suchverhalten steuern, wie Ereignisse unser Denken lenken und den perfiden Rand der Sensationslust.
Wie alles begann – die Standorte:
Bei der Suche nach OEZ, dem Tatort, stieg die Nachfrage bereits um 17:56 Uhr nachweislich aus dem Nichts an.
Twitter ist schnell, aber der Trend via Twitter startete laut Google um 18:04 Uhr, ca. 8 Minuten nachdem der „OEZ“ Trend einsetze.
Auch die Suche nach „München“ erlebte zeitgleich mit „Twitter“ seinen Trend ab 18:04 Uhr.
Ein Vergleich der Suchanfragen zeigt in der roten Kurve deutlich, dass die Suche nach dem Tatort „OEZ“ der erste Suchtrend bei diesem Ereignis war.
Was genau ist passiert?
Erst eine Stunde später, gegen 19:00 Uhr, begann der Trend nach „video oez“ – die Beobachter, Angehörigen, Münchner wollen detaillierte Informationen, um sich selbst eine Antwort auf die folgende Frage zu bilden – „Was ist am Tatort wirklich passiert?“
Die Nachfrage änderte sich im Laufe der Nacht hin zu der Erwartung – „Ich will das Video vom Attentäter sehen“.
Wie sich Gerüchte auf das Suchverhalten auswirken:
Während des frühen Abends verbreitete sich Gerüchte zu Schüssen am Stachus und auf dem nahegelegenen Tollwood-Festival-Gelände:
Die Nachfrage nach Tollwood fand seine Spitze um 22:28 Uhr – zuvor, um kurz nach 19:00 Uhr, war die Nachfrage zum Gerücht, dass es auf dem Festival Schüsse gegeben hat, am Höchsten.
Erst gegen 23:00 Uhr verbreitete sich dann die Aussage, dass das Tollwood-Festival abgesagt wurde – die Auswirkungen auf den Tollwood-Besuch am heutigen Samstag sieht man in der roten Kurve.
Auch am Stachus, einem zentralen Platz im Stadtzentrum von München, wurde ein Fehlalarm gemeldet, der zu einer starken Verunsicherung und demnach zu einem Informationsbedarf bei Google führte.
Nachdem in der Nacht um kurz nach 05:00 Uhr klar wurde, aus welchem Münchner Stadtteil der Amokläufer kam, stieg die Nachfrage und der Informationshunger der Bürger nach dem Stadtteil „Maxvorstadt„:
Sensationslust – Gaffer Syndrom – Voyeurismus
Egal wie wir es nennen, es existiert und lässt sich nicht unter den Teppich kehren. Die nachfolgenden Charts lasse ich unkommentiert und jeder kann sich selbst seine Meinung bilden. Fakt ist, die Nachfrage steht in direktem Zusammenhang mit dem Ereignis in München.
Medien prägen das Wording des Ereignisses:
Erst war es eine Schießerei und die Vermutung nach einem Amoklauf (rote Kurve) ebbte bereits gegen 21:00 Uhr ab. Erst heute Vormittag nehmen die Medien die Bezeichnung „Amoklauf“ wieder auf und es toppt nun die Nachfrage nach „Schießerei„.
Kurz nach 20:00 Uhr stand fest – irgendwas mit Ausländer musste es vermeintlich sein – dabei ging es wohl mehr um Zeugenaussagen, die gehört haben wollen, dass der Täter etwas in diesem Zusammenhang gerufen haben soll.
Die Medien vergleichen heute Morgen das Ereignis von München mit dem Amoklauf in Winnenden. Die Nachfrage steigt, die Menschen wollen wissen was da passiert ist – zu schnell vergessen wir solche Ereignisse…
Heute in der Nacht um 2:28 Uhr stand dann wohl die Identität des Schützen fest – im Chart „Iraner“ im Vergleich zu „Deutsch Iraner„.
Das Interesse an den „Tatwaffen“ – Mit was wurde geschossen?
Was ist eine Glock? Was ist eine Langwaffe?… Erst heute Vormittag berichtete die Polizei, dass der Täter mit einer Glock 17 seinen Amoklauf beging – Menschen interessieren sich für die eingesetzte Waffe.
Welche Firmen / Personen und Personenkreise sind neben dem Attentäter / Amokläufer an dem Abend gefragt?
Die Nachfrage nach „Mc Donalds“ stieg aufgrund der Berichterstattung zum Tathergang und Tatort gegen 19:00 Uhr auch gezielt an. Dieser Traffic dürfte wohl zu 100% in die News geflossen sein, die die Marke in diesem Zusammenhang genannt haben.
Die Bevölkerung erwartete ein Statement von Frau Merkel, nicht von den Anderen…
Der Polizei-Presse-Sprecher Marcus da Gloria Martins wird zur Person des Abends.
Doch was machen die Menschen aus einem solchen Ereignis – Wer profitiert am meisten von dieser Art der Verunsicherung? Hier die Antwort:
In diesem Sinne – die Daten sprechen eine eigene Sprache und verraten uns, wie wir manipuliert werden und sie verraten oft mehr, als das was öffentlich in den Medien oder sozialen Kanälen publiziert wird.