Die Keywordrecherche ist ein notwendiger, vorgelagerter Prozess in der Suchmaschinenoptimierung von dem uns auch Google kürzlich in seinem kurzen Video-Howto überzeugen konnte. Der Vorgang soll dem Webmaster einen Einblick darin geben, welche Begriffe seine Interessenten und zukünftigen Kunden nutzen, um sein Produkt oder seine Dienstleistung zu beschreiben. Wenn es zur Priorisierung der gefundenen Begriffe übergeht, spielt die Suchhäufigkeit, also das Suchvolumen zu einem Suchbegriff, oft die führende Rolle. Niemand möchte Zeit und Geld damit verbringen Inhalte zu schaffen und Optimierungen durchzuführen, welche am Ende an der Nachfrage der Nutzer vorbei geht. Das Suchvolumen erfüllt jedoch auch noch andere Zwecke, welche elementar für viele am Markt befindlichen SEO Tools sind.
Das Suchvolumen und der Einsatz in SEO Tools
Zahlreiche SEO Tools, welche zu einer Domain einen Verlauf der Sichtbarkeit darstellt oder eine Keywordrecherche Funktion anbietet, lässt die Häufigkeit zu einem Suchbegriff mit einfließen. Ein Sichtbarkeitswert ist vereinfacht gesagt ein Produkt aus der erreichten Position und dem Suchvolumen. Platz 1 für den Begriff „Fernseher“ ergibt einen höheren Wert als Platz 1 für den Begriff „Staubkorn“. Schlicht aufgrund des Suchvolumens zu den Begriffen.
Die typischen Sichtbarkeitskurven wollen im Idealfall die Performance einer Webseite in den organischen Suchergebnissen widerspiegeln. Kurz gesagt, genau das was uns die Google Search Console für die eigene Domain im Bericht „Suchanalyse“ anzeigt. Es ist der zeitliche Verlauf der Summe der Einblendungen / Klicks in den Suchergebnissen.
Was passiert, wenn das Suchvolumen, mit dem ein Toolanbieter eine Sichtbarkeit berechnet, falsch ist? Ich würde sagen, nichts solange das Verhältnis zwischen den Begriffen passt. Wenn das Tool weiß, dass „Fernseher“ z.B. 1432 mal häufiger als „Staubkorn“ gesucht wird, bliebt der errechnete Wert für die Sichtbarkeit in Relation.
Was passiert aber, wenn das Verhältnis des Suchvolumens zwischen den Begriffen falsch ist? Dann ist die berechnete Kurve falsch bzw. unbrauchbar! Wenn zum Beispiel „SEO Agentur Köln“ mit dem gleichen Suchvolumen“ wie „SEO Agenturen Köln“ berechnet wird, tritt dieser Fall ein.
Da es nicht allzu viele Quellen im Netz gibt, welche einem Toolanbieter ein nutzbares Keyword-Set mit entsprechenden Suchhäufigkeiten zur Verfügung stellt, stützen sich viele Toolanbieter auf die Daten des Google Keyword-Planers, ein Tool welches Google im Rahmen seiner Werbeplanung für die Google Adwords Anzeigen den Nutzern zur Verfügung stellt.
Vor gut einem Monat hat Google in seinem Keyword Tool damit angefangen die Suchvolumina von verschiedenen Keywordgruppen zusammenzufassen. Die Problematik auch im Bereich der notwendigen und wichtigen Keywordrecherche wurde von Jennifer im Performics Blog sehr treffend zusammengefasst. Google zerstörte mit dieser Umstellung das Verhältnis der Suchhäufigkeiten verschiedenen Keywords innerhalb eines Keyword-Sets. Begriffe wie „SEO Agentur Köln“ und „SEO Agenturen Köln“ hatten über Nacht das gleiche Suchvolumen:
Einige Toolanbieter haben bereits auf diese Veränderung reagiert und versuchen das Verhältnis zwischen den Keywords wieder herzustellen bzw. rauszurechnen. Die SEO Software – SEOMonitor zeigt bereits seit Juli seinen Kunden direkt zwei Spalten an – einmal das berechnete, realistische Suchvolumen und daneben das neue aggregierte Suchvolumen aus dem Google Keyword Planer:
Auch das Keyword-Tool von Rand Fishkin, der Moz Keyword Explorer hat sich dem Problem angenommen und berechnet nun ein neues Verhältnis zwischen den von Google zusammen gruppierten Keywords. Am Ende geht es nicht um die genaue Zahl der Suchen, sondern nur um ein gesundes Verhältnis der Keywords zueinander, sodass man die Chance hat die Begriffe zu gewichten und zu priorisieren. Das exakte Suchvolumen zu einem Suchbegriff bringt einem auch recht wenig, da man in der Regel nur vom Klick, also der Klickrate auf das Ergebnis profitiert. Faktoren wie, die Werbung auf der Ergebnisseite, die Oneboxen (News-, Bildermodul, etc), die Suchintention (wollte nur die Telefonnummer, etc), das Snippet (die Description), die URL oder die Marke können neben der reinen Platzierung die Klickentscheidung beeinflussen und immer häufiger sehen wir, dass Platz 1 nicht immer gleich die höchste Klickrate erzielt.
Workaround für genaueres Suchvolumen für Keyword Tool Anwender
Während die SEO Toolanbieter an ihren Lösungen arbeiten, hat die Community bereits einen Weg innerhalb des Google Keyword Tools erarbeitet, welche einem wieder das richtige Verhältnis zwischen den Keywords zeigt. Das Vorgehen funktioniert so:
- Ihr geht in den Google Keyword Planer und tippt eure Keywords ein, von denen Ihr wissen wollt, wie oft diese gesucht werden:
Danach fügt Ihr die Keyword einem Plan hinzu:
klickt anschließend auf Plan überprüfen:
Jetzt legt Ihr ein Mindestgebot und Tagesbudget fest – so hoch, dass Ihr theoretisch immer auf der ersten Position ausgespielt werdet:
Klickt danach auf „Detaillierte Prognose abrufen„. Um die Daten auf monatlicher Basis zu sehen, könnt Ihr den Zeitraum – rechts in der Sidebar – einstellen:
Das Tool zeigt euch nun das wahre Verhältnis zwischen den Keywords, also welche Keyword-Variante wie oft auf Position 1 der Anzeigen bei einem extrem hohen Klickpreis angezeigt werden würde:
Im Vergleich ohne die „Plan-Variante“:
Wer jetzt gut im Kopfrechnen ist – sieht wie die 90.500 zustande kommen – (178.000 + 2.900) / 2 = 90.450 – Google addiert das gerundete Suchvolumen der in der Gruppe befindlichen Keywords und teilt diese durch die Anzahl der in der Gruppe befindlichen Keywords. Die Differenz zu 90.500 sind Tippfehlervarianten:
Denn auch Tippfehler werden Google im Keyword-Planer einer Keywordgruppe hinzugefügt:
Liefert ein Keyword keine Traffic-Daten wie im Fall „SEO Agenturen Köln„:
Das heißt das nicht, dass sowas gar nicht gesucht wird, es bedeutet nur, dass weniger als 10 Impressions / Monat im Durchschnitt dafür generiert werden.
Hier mal der Vergleich der Daten aus dem Keyword-Tool mit den Daten aus der Google Search Console (letzte 28 Tage):
Nimmt man Googles Formel zur Hand – also: (732 + 13) / 2 = 372 – kommen wir gerundet auf 380 statt der 210 aus dem Keyword-Tool. Daran sieht man, dass zwischen den tatsächlichen Zahlung und denen die Google „prognostiziert“ auch nochmal erhebliche Abweichungen in der Anzahl der Impressions – in diesem Beispiel über 80%+ – entstehen können!
Fazit:
Ihr seht, so wirklich genau kennt die Zahlen niemand, nicht einmal Googles eigene Tools. Rundungen, Aggregationen, Tippfehler, Datenschutzfilter, Namensfilter, versteckte Keywords, unvollständige Daten, falsche Prognosen prägen das Bild der Tools am Markt. Am besten Ihr investiert eure Zeit in euer Produkt, eure Inhalte oder eure Dienstleistung und überlasst die Keywordrecherche den SEOs :)
Für eine schnelle Analyse, wie die Verhältnisse zweier Keywords aussehen, ohne das Suchvolumen zu kennen, eignet sich m.E. das kostenlose, erst kürzlich neugestaltete Google Trends Tool. Das Tool zeigt auf eine einfache Art das Verhältnis der Suchhäufigkeit von zu bis fünf angegebenen Keywords und lässt sich sogar auf Kategorie- und Stadtebene herunterbrechen.