Im Zuge von Machine Learning und KI entwickelt sich zunehmend ein Markt für automatisierten Content, also Texte, die vom Computer geschrieben werden. Die AX Semantics GmbH betätigt sich bereits auf diesem Feld mit einer eigenen Software und hat am gestrigen Montag zum AXCD im Vollgutlager Berlin eingeladen.
Felix Wunderwald, Organisator der Konferenz und Head of Marketing bei AX Semantics, hat für dieses Event zahlreiche Speaker mit Rang und Namen gewinnen können. So sprachen beispielsweise Tina Nord, Karl Kratz und Nils Kattau vor den vielen interessierten Besuchern. Da es sich um den ersten Automated Text & Content Day, kurz AXCD, handelte und die Technik noch am Anfang ihrer Entwicklung steht, ging es in den Vorträgen vor allem um die Möglichkeiten von Automatisierung, sowohl aktuell als auch in Zukunft. Da verwundert es nicht, dass die Konferenz mit 400 bis 500 Besuchern sehr gut besucht war, denn die Technik kann in den kommenden Jahren einen großen Einfluss auf die Texte haben, die produziert und konsumiert werden.
Die Programme zur automatischen Texterstellung sind bereits soweit entwickelt, dass sie eine hohe Anzahl von Texten erstellen können: AX Semantics spricht hier von 30 Millionen Texten im Monat. Entscheidend für die Qualität dieser Texte ist die Datenbasis, welche vom Nutzer geliefert wird. Dabei geht es einerseits um Produktmerkmale und -attribute, welche die Länge und den Detailgrad von beispielsweise einer Produktbeschreibung, drastisch verändern können. Gibt man zum Beispiel bei einem Tisch lediglich Ausmaße und Farbe an, wird der Text entsprechend kurz. Kommen hingegen noch Holzart, Maserung, Gewicht, Verzierungselemente sowie Informationen zu Produktion und Herkunft hinzu, sähe der Text bereits deutlich anders aus. Der Ratschlag an die Besucher lautete daher auch, bereits jetzt die Produktmerkmale in Form strukturierter Daten möglichst detailliert zu erfassen, um eine spätere Umstellung auf automatisierten Content zu vereinfachen.
Der andere entscheidende Faktor der Textqualität von automated Content liegt im Regelwerk, welches zur Erstellung der Texte genutzt wird. Das umfasst alle Facetten, von Wörtern und deren Synonymen, über die gesamte Grammatik einer Sprache, bis hin zu speziellen Wendungen, Sprichwörtern, Zitaten und ähnlichen Textbausteinen. Grundlegende Regeln liefert hier bereits die Software, aber für eine bessere Textqualität muss der Nutzer weitere Informationen bereitstellen und die Maschine trainieren. Das Thema SEO spielt hier bislang keine große Rolle. Entsprechende Mechanismen müssen die Nutzer bislang noch im Regelwerk selbstständig festlegen. Vor Duplicate Content machen sich die Entwickler im Übrigen keine Sorgen, da die Varianz der Texte durch eine entsprechend breite Datenbasis sehr hoch ausfalle und es somit sehr unwahrscheinlich sei, versehentlich zu ähnlichen oder gar gleichen Content zu erstellen.
Was hingegen vielfach betont wurde, auch von Felix Wunderwald selbst in einem Interview mit uns, ist die Gefahrlosigkeit dieser Entwicklungen für Texter. Denn in der Branche geht derzeit die Angst von Jobverlusten um, für den Zeitpunkt, wenn alle Texte auf Knopfdruck generiert werden können. Doch an dieser Stelle beruhigen alle Beteiligten und präsentieren die Automatisierung als Chance. Denn die Programme sollen Texter nicht ersetzen, sondern sie entlasten. Immergleiche Produkttexte und ähnlich gleichförmige Artikel sollen an Maschinen ausgelagert werden, während die menschlichen Schreiber wieder Zeit haben kreativ zu arbeiten. Zudem kann auf diese Weise deutlich mehr Zeit in die Recherche fließen, was wiederum zu besseren Texten führe. So erklärte Sebastian Klumpp von klingel.de, die seit dem vergangenen Jahr mit automatisch generierten Texten online sind, dass sie im Zuge der Umstellung keinem Texter gekündigt hätten. Zukünftig dürften zudem Chatbots und Sprachantworten von automatisiertem Content profitieren und in einer deutlich natürlicheren Sprache mit dem Nutzer kommunizieren.
Die Veranstaltung selbst kam bei den Besuchern sehr gut an. Das alte Fabrikgebäude verlieh der Konferenz den passenden Berliner Charme. Essen gab es nicht vom feinen Caterer, sondern von Foodtrucks, die auf dem Hof vorgefahren waren, darunter auch der erste Foodtruck Berlins, Style your Burger. Entsprechend viel Lob erhielt Wunderwald, der die ganze Veranstaltung innerhalb von lediglich sechs Wochen geplant hat. Wir sind bereits gespannt, was uns auf der nächsten AXCD erwartet.