Google liebt frische Inhalte – manchmal. Nicht selten kommt es vor, dass es neuer Content einfach nicht schafft, den jahrzehntealten Platzhirsch-Content im Ranking zu übertreffen. Sofort denkt man an folgende Erklärungsmuster: das Sammeln von „Trust“ und Backlinks über die Zeit und das Alter der Webseite werde dafür verantwortlich sein. John Mueller offenbart im Webmaster Hangout weitere Informationen dazu.
Man könnte meinen, dass Seiten die noch auf HTTP laufen, sich nicht um „Freshness“ bemühen – schließlich haben Sie noch nicht auf HTTPS gewechselt. Trotzdem ranken einige HTTP-Seiten besser als HTTPS-Seiten. In diesem Zusammenhang bezeichnet John Mueller den HTTPS-Rankingfaktor als „soft ranking factor. A really small ranking factor.“. Demnach hat das Internetprotokoll nur einen geringen Effekt auf das Ranking.
Entscheidend ist zudem, um welche Art Content es sich handelt. Evergreen-Content, also Inhalte, die sich in Zukunft nicht wesentlich verändern werden (Ratgeber-Themen, Geschichtsfakten, Lexikoneinträge) sind robuster gegen „Outranken durch frische Inhalte“.
Unfair wird es, wenn sich Evergreen-Themen durch neue inhaltliche Aspekte evolvieren, z.B. durch Forschung oder Entdeckungen, und der bisherige Top-1-Evergreen-Artikel diese neuen Aspekte nicht aufgreift. Es kann dann sein, dass Google den alten Artikel weiterhin präferiert, obwohl ein neu publizierter Artikel alle Inhalte des Alten plus die neuen Aspekte beinhaltet.
Das lässt sich wohl dadurch erklären, da „these pages just have built up so much kind of trust and links and all of the kind of other signals over the years where like well it seems like a good reference page.„, so Mueller. Weiter fügt er an: „So I think long term we would probably pick that up. But it might take a while.„. Es ist also nur eine Frage der Zeit, bis Google versteht, dass der neue Artikel relevanter ist als die bis dato anerkannte Referenzseite. Diese Phase der Neubewertung kann sich jedoch über einen längeren Zeitraum hinziehen. Gründe für das Hinauszögern sind u.a. die vielen Backlinks, die der alte Artikel (Referenzseite) über die Zeit gesammelt hat. Natürlich meint Google mit dem Wort „Trust“ etwas anderes als die hiesigen Trust-Metriken zahlreicher Backlink-Checker.
Google braucht eine gewisse Zeit, um das Ranking anzupassen, da die bisherige Evergreen-Seite über die Zeit anscheinend alles richtig gemacht hat. Nicht umsonst hat sie doch in der Vergangenheit so viele Backlinks eingeheimst?:
It feels more like we just have so many signals associated with these pages. And it’s not that, like if they were to change, they would disappear from rankings.
It’s more well, they’ve been around, they’re not doing things clearly wrong for as long a time. And maybe people are still referring to them, still linking to them. And maybe they’re kind of misled in linking to them because they don’t realize that actually the web has moved on.
Zusammengefasst lässt sich also sagen, dass alter Content dann besser ranken kann als neuer Content, wenn der alte Artikel den Evergreen-Content zuerst allumfassend behandelt hat. Der HTTPS-Rankingfaktor spielt dabei nur eine sehr kleine Rolle. Ebenfalls entscheidend in diesem Zusammenhang sind die zurzeit heiß diskutierten Backlinks, die die alte Webseite über die Zeit gesammelt hat.
Es empfiehlt sich das Bestreben selbst Evergreen-Content zu kreieren, indem man entweder alte Artikel updatet, anstatt ein Thema auf x-tausend URLs zu verteilen. Alternativ kann man das Thema natürlich von Anfang an gleich holistisch angehen. Dadurch verbessern sich die Chancen, High-Performance-Content-Formate abzuliefern.