Martin Brosy, Teilnehmer des diesjährigen SEO Contest im Rahmen des SEO Day in Köln, verrät euch heute als Gastautor in diesem Artikel die beiden Ansätze, die zu seiner Top 10 Platzierung (Platz 2 & 10) beim Siebtlingsgeburt-SEO-Contest geführt haben. Erfahre wie er die CTR und den Traffic manipuliert hat. Welche Rolle Negativ-SEO bei der Platzierung spielte und warum Backlinks einen Strich durch die Rechnung gemacht haben. Mit diesem Wissen könnt Ihr beim nächsten Wettbewerb sicherlich auch ganz oben mitmischen.
Zwei Strategien – Autorität vs. Themenrelevanz
Zu Beginn des Wettbewerbs haben wir uns zusammengesetzt und zwei unterschiedliche Strategien erarbeitet. Für den Ansatz der Autorität haben wir unseren Autorenzugang zu wallstreet-online.de (SI: 34 & TF: 56) genutzt und für die Themenrelevanz wurde unsere Agenturseite seoplus.expert (SI: 0,37 & TF: 24) herangezogen.
First Mover Bonus – Gibt’s den noch?
Als wir vom SEO-Contest Wind bekommen haben, waren erst vier relevante Ergebnisse in den SERPs vertreten. Damit wir vom First Mover Bonus profitieren, haben wir umgehend eine Seite mit folgenden kurzen Inhalt veröffentlicht:
„Ein neuer Seo-Wettbewerb hat den Begriff “Siebtlingsgeburt” ins Leben gerufen. Wir möchten euch nachfolgend, alle Informationen zu diesem Thema ansprechend aufbereiten.“
Selbstverständlich haben wir auf Verzeichnisse in der URL verzichtet und als Titel „Siebtlingsgeburt“ gewählt: seoplus.expert/siebtlingsgeburt/. Den Titel und die Meta-Description haben wir dem Keyword entsprechend angelegt. Erst in den nächsten Stunden wurden die paar geschriebenen Wörter um weitere 442 Wörter erweitert. Anschließend ging es noch am selben Tag auf Platz 1.
Mit unserem ersten Wallstreet-Online-Text mussten wir noch einen Tag warten, denn auf einem Börsenportal konnte ich nicht einfach über einen SEO-Wettbewerb schreiben. Wir mussten das Thema im Kontext zur Börse behandeln. Am 26.09. haben wir dann einen 5778 Wörter langen Inhalt publiziert. Die für die WDFxIDF-Analyse wichtigen Terme habe ich in die Alt-Tags der Bilder gepackt.
ERKENNTNIS: Es lohnt sich, früh in einen SEO-Contest einzusteigen. Sowohl die aktuellen als auch die potentiellen Kontrahenten schauen sich die ersten Ergebnisse an und erzeugen dadurch positive User-Signals.
Durch regelmäßige Updates wurde der Content Stück für Stück erweitert oder wie im Falle vom Wallstreet-Online-Artikel auch umgebaut. Am 10.10. haben wir den ursprünglichen Wallstreet-Online-Artikel vom Netz genommen und neu veröffentlicht. Der Wallstreet-Online-Neu-Beitrag wurde gegenüber dem „alten“ Artikel upgedatet und umgebaut. Warum wir das getan haben, erfährst du im weiteren Verlauf des Artikels. Am Ende des Contests beinhaltete der Agentur-Artikel 2900 und der Wallstreet-Online-Artikel rund 6900 Wörter.
Zum 29.09.2017 waren wir bereits zeitweise auf Platz 1, sind dann aber anschließend gefallen. Zu diesem Zeitpunkt sind die Rankings der Agenturseite ebenfalls gefallen. Dafür waren andere Teilnehmer auf den aufsteigenden Ast.
Rankingboost – Interne Verlinkung
Bei Wallstreet-Online ist es uns als Autor nur bedingt möglich, die interne Verlinkung zu beeinflussen. Eine Möglichkeit besteht darin, den Artikel mit möglichst vielen Wertpapieren zu verknüpfen. Auf der jeweiligen Unterseite der Aktie oder des Derivats erscheint bei einer Verknüpfung dann der Link zu unserem Artikel in der Newsbox. Leider werden darin nur die neuesten fünf Nachrichten veröffentlicht, sodass unser Inhalt nach der Zeit aus diesen Boxen verschwunden ist und wir die wichtige interne Verlinkung verloren haben. Zudem hatten wir unseren ursprünglichen Wallstreet-Artikel auch nur mit zwei Aktien getagged. Die Summe des Sichtbarkeitsindex als Maß für die Stärke der verlinkenden Unterseiten lag bei 0,38.
Zwei Tage nach unserer Veröffentlichung waren wir bereits auf Platz eins in den SERPs. Die Rankings sind in den Folgetagen aber auch wieder sehr schnell gefallen. Den Grund haben wir zügig gefunden. Wir sind aus den Newsboxen der zwei verknüpften Wertpapiere gefallen.
In den Folgetagen sind unsere Rankings für Wallstreet-Online gefallen und wir schafften es nicht mehr in die TOP5.
Am 10. Oktober wurde der ursprüngliche Artikel von uns offline gesetzt und leicht modifiziert erneut unter einer neuen URL www.wallstreet-online.de/…zur-siebtlingsgeburt veröffentlicht. Wir haben bewusst das Wiedereinstellen zwei Tage vor Ende gewählt, denn solange brauchte der vorangegangene Artikel um in die TOP3 aufzusteigen. Diesmal haben wir zwanzig Börsenwerte verknüpft und kamen dadurch auf einen Sichtbarkeitsindex von 0,92. Die entsprechenden Rankings kamen schneller als gedacht und mit dieser Strategie haben wir uns in den ersten drei Positionen festgebissen. Neben den organischen Rankings zeigte Google nun auch die Schlagzeilen an, die wir dominierten.
Unsere teilnehmende Agenturseite haben wir direkt aus der ersten Ebene der Navigation intern verlinkt. Umgehend hat sich die Maßnahme auf unsere Rankings ausgewirkt: Platz 1.
ERKENNTNIS: Interne Verlinkung wird nach wie vor unterschätzt, ist aber für Top-Rankings entscheidend. Wenn es möglich ist, sollte der teilnehmende Inhalt auch aus der ersten Ebene der Navigation verlinkt werden. Damit konnten wir bereits bei anderen SEO-Wettbewerben Seite 1-Platzierungen erreichen.
In der Grafik wurde der Sichtbarkeitsindex der diversen linkgebenden internen Seiten aufsummiert. Über den Trustflow und Citationflow wurde das arithmetische Mittel gebildet. Bei Wiederveröffentlichung des Artikels war die interne Verlinkung mehr als doppelt so stark. Als Resultat erhielt der neue Artikel deutlich schneller TOP-Rankings, und das Wichtigste: Er war oben fest verankert.
Site-Wide-Links – Wir machen Negativ-SEO
Tatsächlich! Ich gebe es auch gerne zu: Ich und mein Team haben uns der einen oder anderen Negativ-SEO-Taktik bedient. Wo denkst du hin? Wir haben ausschließlich unsere eigene Seite abgeschossen. Schließlich möchten wir noch in den Spiegel schauen können. Im Ernst, uns war klar, dass Footer- oder Sidebarlinks von Google nicht gerne gesehen werden. Allerdings wussten wir nicht, dass Google das so schnell erkennt und entsprechend bewertet. Diese Fehleinschätzung hat uns unter anderem eine Top-Platzierung gekostet.
Diese Nachricht von meinem Bruder hat mich auf dem SEO-DAY erreicht. Wir haben uns einen Footer-Link von einer sauberen und starken (SI: knapp 4) Website besorgt. Der Link war ungefähr 2 Tage online und hatte keine Auswirkungen auf das Ranking der Agenturseite.
Eigentlich wollte ich zu dem ersten Wallstreet-Content keine externen Links setzen. Als wir dann kurzzeitig die erste Position innehatten, wurden meine Knie weich, und ich habe von unseren eigenen Projekten boersenpoint.de und energienpoint.de Site-Wide-Links gesetzt. Gemeinsam mit der verlorenen internen Verlinkung hat dieser Umstand mit Sicherheit dazu beigetragen, dass wir abgerauscht sind. Gleiches Schicksal ereilte übrigens auch Christopher, Mitglied im SEO-Team von Joomla.
Ein SEO-Contest eignet sich hervorragend, um einige Dinge zu testen. Wir haben auch die Auswirkung von Site-Wide-Links aus der ersten Ebene der Navigation getestet. Während wir beim nächsten Wettbewerb auf Footer und Sidebarlinks verzichten werden, hat sich der Einbau in die Navigation einer eigenen kleinen Online-Zeitung gelohnt. Die Rankings blieben stabil.
ERKENNTNIS: Auf Footer- und Sidebarlinks würde ich künftig verzichten. Selbst für kurzfristige Maßnahmen eignet sich diese Art des Linkbuildings nicht. Externe Links aus der Navigation heraus funktionieren.
Traffic einkaufen – Schlechteste Idee ever!
Smarter Schachzug, zumindest dachten wir das. Ich glaube wir waren zu diesem Zeitpunkt mit der Agenturseite auf Platz drei und wollten unbedingt wieder das Feld anführen. Ab zu fiverr und Traffic einkaufen. Als erstes habe ich 22.000 Besucher für 52 US-Dollar eingekauft. Dummerweise auch noch Extra-Fast. Binnen weniger Sekunden setzte das Verlangen nach Mehr ein, und ich orderte weitere 1.000.000 Besucher aus Deutschland, Österreich und der Schweiz für 57,75 US-Dollar. Wenigstens habe ich auf deutschen Traffic geachtet.
Wir alle waren ganz euphorisch und konnten das Ergebnis kaum abwarten. Es machte sich ein Gefühl der besten Entscheidung breit. Weit gefehlt.
Google fand unsere Idee wohl nicht so gut. Wir sind binnen weniger Stunden aus den SERPs geflogen. Wir sind jetzt zwar nicht alle schreiend vor Panik durch das Büro gerannt, aber irgendwie haben wir es versaut. Folgerichtig habe ich die Dienstleister angeschrieben und den Service sofort eingestellt.
Die Agenturseite wurde auf den Begriff „Siebtlingsgeburt“ bereits bei 7.000 Besucher aus den Ergebnissen verbannt. Die Dienstleister haben den Auftrag mit etwas Verzögerung (10.000 Besucher) pausiert.
ERKENNTNIS: Bereits bei den Footer- und Sidebarlinks waren wir von der Schnelligkeit vom großen G überrascht. Der Trafficpeak war unnatürlich und die Konsequenzen ließen nicht lange auf sich warten.
Zum Pushen von SERP-Ergebnissen lohnt sich der Traffickauf über fiverr nicht. Daten zur Verweildauer und Absprungrate gibt es nicht. Allerdings werden die User-Signals katastrophal gewesen sein, was dann schlussendlich zum Ausschluss führte.
CTR beeinflussen – Imitieren von echten Besuchern
Die Manipulation der Durchklickrate funktioniert, wenn der Titel und die Description gut gemacht sind, sodass sich bei positiv verändernder Rankings auch die CTR durch echte User verbessert. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Absprungrate. Kurz auf das Ergebnis klicken und den Zurück-Button nutzen wirkt sich negativ auf die Rankings aus.
Wir haben über SerpClix eine Kampagne für den Inhalt auf Wallstreet-Online erstellt. Von einem positiven Einfluss kann ich nicht berichten. Die Rankings haben sich durch die Klicks nicht verbessert. Im Gegenteil, diese wurden sogar schlechter.
Bei der Erstellung der Kampagne haben wir ausschließlich auf Klicks aus Deutschland gesetzt. Jeden Tag wollten wir 100 Klicks. Leider waren nicht genügend Klicker vorhanden, sodass wir maximal 10 Klicks an einem Tag erhielten.
4000 Credits kosten 97 US-Dollar. Ein Klick aus Deutschland kostet 12 Credits. Insgesamt können 333 Klicks dafür gekauft werden.
SerpClix konnte uns nicht überzeugen. Vielleicht lag es daran, dass nur wenige der geforderten Klicks umgesetzt wurden. Ein Ass hatten wir aber noch im Ärmel. Für 10,99 Euro im Monat haben wir uns einen Zugang bei CyberGhost geholt und umgehend konnten wir über 1.000 verschiedener Server ins Internet gehen. Täglich haben wir Wallstreet-Alt und später dann Wallstreet-Neu über die SERPs aufgerufen. Wir haben dabei versucht, einen echten User zu imitieren. Wir blieben zwischen 5 und 30 Minuten auf der Seite, haben gescrollt und uns weiter durch das Angebot von Wallstreet geklickt. Einen wirklichen Impact konnten wir zwar nicht feststellen, dafür waren es zu wenige Klicks. Zum Platz 2 wird diese Vorgehensweise mit Sicherheit beigetragen haben.
ERKENNTNIS: Von Dienstleistungen wie SerpClix würde ich Abstand nehmen. Der versprochene positive Effekt kann ins Negative umschlagen. Die Manipulation der CTR muss vernünftig durchgeführt werden. Über Proxy-Server lässt sich das meiner Meinung nach am besten machen.
Negativ SEO – Nicht mit uns
Die Versuchung war groß, die Konkurrenten mit Traffic kurzzeitig aus den SERPs zu kicken. Es hätte sogar funktioniert, wie wir bei uns selbst beobachten konnten. Am Ende haben wir es nicht gemacht und das war auch richtig. Schließlich wollten wir fair ein Top3-Ranking erzielen.
Ob wir selbst Opfer einer Negativ-SEO-Attacke wurden, kann ich nicht zu 100 Prozent beantworten. Was ich sagen kann ist, dass zur Agenturseite keine Bad-Links durch die Konkurrenz gesetzt wurden. Auch wurden keine Expired Domains mit schlechtem Linkprofil auf uns umgeleitet. Komisch war allerdings der Sprung unseres Agenturbeitrags von Platz 10 auf Platz 1, nachdem der Contest beendet war. Paranoid wollen wir ja nicht gleich werden.
ERKENNTNIS: Negativ-SEO ist verdammt einfach und effektiv. Moralisch und rechtlich würde ich es jedoch niemandem empfehlen. Werdet zum Sparringpartner und überrankt eure Konkurrenz. Legal!
SEO-Contest – Erkenntnisse ohne Ende
Zugegeben, mit nachhaltigem SEO hat so ein Contest nur wenig zu tun. Dafür ist die Zeit einfach zu kurz und Google fehlen zum ausgewählten Begriff Erfahrungswerte. Interessant ist es aber, denn die Learnings sind Gold wert und Spaß hat es auch gemacht.
Am Ende hatte unsere Agenturseite knapp 3000 Wörter mit einem Cinemagraph, einer Infografik, einem Video, Podcast und für die Freshness mehrere News-Updates. Wallstreet-Online wartete mit knapp 7000 Wörtern, einem Video und zahlreichen Infografiken und Bildern auf. Content bleibt wichtig. Daran hat, glaube ich, aber auch nie einer gezweifelt.
Wir haben alle mitgefiebert und uns am Ende über den zweiten und zehnten Platz gefreut. Die Kollegen habe ebenfalls ausnahmslos einen guten Job gemacht und wir haben uns gegenseitig das Leben schwergemacht.
Wir sind beim nächsten Wettbewerb wieder mit von der Partie!
Martin Brosy, marketing.expert
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