Auch wenn viele von euch im „Netz“ leben, arbeiten und atmen, der gute alte Fernsehapparat bekommt noch gut 200 Minuten pro Tag an Aufmerksamkeit ab. Tendenz gleichbleibend. Umso spannender ist der Zusammenhang zwischen TV und Suche. Anhand eines Fallbeispiels zeigen wir euch welche Power im TV steckt und auf was man bei der Optimierung auf diesen Traffic beachten sollte.
Nahezu jede Fernsehsendung führt parallel zu Suchanfragen. Bei der aktuellen Durchdringung der Smartphones in den Haushalten kann man mit den entsprechenden Tools wie zum Beispiel „Google Trends“ zu jeder Sendung einen entsprechenden Ausschlag messen. Doch lohnt es sich – darauf zu optimieren? Von welchem Volumen kann man ausgehen und lassen sich solche Traffic-Ströme vorhersagen?
Der Fernsehkonsum bewegt sich in Deutschland über alle Sender hinweg auf einem hohen Niveau. Mehr als 200 Sehminuten pro Tag konsumierten wir 2017 laut der AGF Videoforschung vor dem Fernseher bei einem Marktanteil von ca. 70% (in 2017) an der Gesamtbevölkerung in Deutschland gemessen. Gute 80% (in 2018) besitzen in Deutschland ein Smartphone. Bei diesen Marktanteilen kann man davon ausgehen, dass nahezu jeder Fernsehzuschauer auch ein Smartphone besitzt. Ein gewisser Anteil (~1% bis 5%) – davon nutzt Smartphone als „Second Screen“ und informiert sich über Hintergründe oder ergänzende Informationen und Möglichkeiten zur Sendung. Besonders stark merkt man das bei der auf dem Sender VOX ausgestrahlten Show Höhle der Löwen. In der Sendung werden regelmäßig Startups mit neuen Produkt-Ideen vorgestellt. Während der Ausstrahlung kommt auch regelmäßig zu Serverabstürzen und Überlastungen der Webserver der betreffenden Newcomer. Nur selten sind die Startups auf den TV-Traffic-Strom technisch vorbereitet und verspielen sich so kostbare Reichweite. Der „Intent“ bei dieser Show, dass Produkt ggf. direkt zu kaufen, weil man die neue Idee gut und praktisch findet oder der Wissensdurst nach weiteren Informationen zum Produkt sind hierbei so enorm, dass die Brücke zwischen TV und Internet extrem gut funktionieren. Zudem kommt hinzu, dass oft keine Webseite kommuniziert wird, sondern nur der Produkt oder Markenname des Startups. Dies führt zwangsläufig zu eine Suchanfrage in der beliebtesten Suchmaschine und damit zu nachweisbaren Traffic-Spitzen für alle Beobachter via Google Trends – hier am Beispiel „CurveSYS“ – einem neuen Sicherheitslenkrad:
Die Sendung „Die Höhle der Löwen“ ist ein Extrembeispiel dafür wie TV und Internet Hand in Hand gehen. Aber im Prinzip entstehen bei jeder Sendung diese Nachfrage-Spitzen – nicht immer in dem Ausmaß wie bei der VOX-Show aber für viele Seitenbetreiber immer noch weit mehr als man vermutet. Wir haben uns in unserem Fallbeispiel die Daten zur Sendung „Die Bahlsen-Story“ angeschaut. Diese ZDF Dokumentation aus der Reihe „Deutschlands große Clans“ erreichte am gleichen Abend (09.10.2018) wie das Beispiel „Curvesys“ einen Marktanteil von 9.8% und damit 2,92 Mio. Zuschauer. Das VOX-Format kam auf 2,89 Mio Zuschauer an diesem Abend, allerdings deutlich mehr jüngere Zuschauer zwischen 14 und 49 Jahren. Beide Sendungen hatten demnach zur gleichen Sendezeit (20:15 Uhr) ca. gleich viele Zuschauer in Deutschland. Für das Beispiel „Bahlsen“ liegen uns Search Console Daten vor, sodass wir euch die zur Sendung entstandene Nachfrage auch mit genauen Zahlen zeigen können:
Das durchschnittliche Nachfrage Volumen für Bahlsen liegt lag in den letzten 30 Tagen vor der Ausstrahlung bei ca. 500 Suchanfragen / Tag. Das TV Ereignis führt demnach zu ca. 10.000 zusätzlichen Suchanfragen am 9.10. – die Verteilung der Besucher nach Gerät schaute an diesem Tag wie folgt aus:
9.031 Anfragen (82%) gehen auf das Konto von Mobil und Tablet und nur 1.925 (18%) auf Desktop. TV Traffic ist Couch-Traffic. Den „Second Screen“ hält man vorwiegend in der Hand.
Im direkten Vergleich – sieht man die Nachfrage der beiden Begriffe im Sendezeitraum:
Diese Muster entstehen permanent je nachdem wann ein Suchintent im TV ausgelöst wird. Immer wenn die Sendung etwas nicht beantwortet oder Wissenslücken beim Betrachter entstehen wird die Suchmaschine angestrengt. Sehr häufig sehen wir die Muster bei Nachrichten, Dokumentationen oder gezielten Fernsehformaten, die den Nutzer animieren online weiterzulesen bzw. online eine Interaktion oder Transaktion zu tätigen. Das spannende dabei ist, dass dieser „Mainstream“ permanent zur Verfügung steht – jede Vorstellung zum Beispiel in der Sendung DHDL (Die Höhle der Löwen) generiert erneut eine enorme Nachfrage, wenn dazu noch ein günstiges B2C Produkt vorgestellt wird, wie bei den Chips „Pook„, schießt diese Nachfrage auf ein extremes Maß (~300.000+ Anfragen) an.
Mit Tools wie dem TV Browser lassen sich TV Programme und EPGs (Electronic Program Guides) zahlreicher Programme auch im Detail-Text nach Begriffen durchsuchen. Damit bekommt man eine Möglichkeit sich auf eine entsprechende Nachfrage-Spitze vorzubereiten.
Die Kunst liegt darin den Inhalt der Sendung und die mögliche Nachfrage zu erkennen. Beispiel: Spricht eine Moderatorin in einer der Wohn-Doku-Soaps davon, dass Sie die Wand beim Junior mit UV Farbe bepinseln, sodass diese nachts leuchtet, schnallt die Nachfrage nach dieser Farbe in die Höhe. Ein anderes Beispiel, wenn in der Sendung „The Taste“ auf Sat 1 ein Teilnehmer ein Pfefferblatt für seinen „Löffel“ benutzt, suchen Leuchte nach diesem, um sich darüber zu Informieren oder es gar zu kaufen – eure Traffic-Chance, denn niemand schaltete darauf Google Ads:
Wer bei der Analyse der TV Nachfrage schnell genug reagiert, kann mit der richtigen SEA-Strategie oder einer gut vorbereiteten SEO Strategie von diesem Traffic-Strom profitieren.
Wie sind eure Erfahrungen mit Traffic aus dem TV?