Zwischen dem 07.02. und 08.02. rollte Google ein Update aus, welches bei zahlreichen Webmastern und Toolanbietern zu unterschiedlichsten Diskussionen, Vermutungen und Thesen führte. Einige tendieren in Richtung Authority, andere in Richtung Phantom, dem „roll out“ des Mobile First Indexing oder Usability- und nutzungsverhaltensabhängige Rankingkriterien. Die Palette möglicher Szenarien ist riesig und Google selbst argumentiert, dass es sich bei diesem Update, um eines von so Vielen handelte. Man ändert bei Google ja ständig irgendwas. Doch, man würde nicht über „irgendwas“ schreiben, wenn der Effekt so groß ist, dass er zu nennenswerten Verschiebungen im Sichtfeld einiger unter Beobachtung stehender Webseiten führt.
Alle Analysen, die ich in den letzten Tagen gelesen habe, legen zu Grunde, dass es eine globale, algorithmische Veränderung gegeben haben muss. Algorithmisch bedeutet für mich, dass die Berechnung oder die Gewichtung der Signale, welche für die schlussendliche Ausgabe der Suchergebnisseite herangezogen werden, sich verändert haben oder gar neue Signale zur Berechnung hinzugezogen wurden.
Doch was, wenn einfach nur bestehende Signale verstärkt wurden?
Meine These zielt auf den Zufall ab, dass genau an dem Tag des Updates in Deutschland (google.de) auch die Google-Bilder-Suche umgestellt wurde. Martin berichtete ausführlich darüber. Soweit ich es recherchieren konnte, waren Deutschland und Frankreich die letzten Destinationen, die die alte Bildersuche so lange live nutzen konnten. Andere Länder hatten bereits viel früher umgestellt. Google hat also nach Jahren ein „altes“ System abgeknipst und durch ein Neues, Einheitliches ersetzt.
Ich bin ein großer Fan des unbestätigten Ranking-Faktors „overall domain click count„. Ein Summen-Wert, der misst, wie gut die gesamte Domain klickt, unabhängig der Anzahl der Seiten im Index – ein Leistungsindikator mit dem man das Verhältnis zwischen indexierten Seiten und bestätigter Nachfrage durch Klicks messen kann. Ein Qualitätssignal. Auch ein Deckel, ein variables Limit in Abhängigkeit mit der Domainstärke, mit dem man neue, aber auch größere Sites innerhalb Ihres Themas vor zu schnellem Wachstum bremsen kann.
Wir sehen in den Tools einfach zu oft algorithmische Treppen und Verläufe, die derart horizontal und kantig ablaufen, dass man eine Tasse Kaffee darauf abstellen könnte. Besonders bei tatsächlich bestätigten algorithmischen Sanktionen – kann man dieses Phänomen gut verfolgen. Und natürlich muss Google sowas dementieren und abstreiten – nicht auszudenken, was passiert, wenn man diese Schwellenwerte kennt oder wüsste, wie man in das nächste „Level“ kommt :) Aber so viel sei verraten, ich habe mir den KPI nicht ausgedacht.
Bei einer von zahlreichen Tiefenanalysen zu diesem Update ist mir bei mehreren Seiten ein ungewöhnliches Muster aufgefallen: In einem Beispiel war es sehr klar – da verlor die analysierte Seite, dank der Umstellung der Bildersuche gut 500 Klicks / Tag aus der Bildersuche und gewann ~500 Klicks / Tag in der Websuche lt. Search Console im nachfolgenden Zeitraum hinzu. Ein Zufall, dass sich diese Zahlen fast auf den Klick ausgleichen? Was wenn Google, den gesammelten „click count“ oder die „Reputationspunkte“ aus der Bilder-Suche auf die Domains in der Websuche übertragen hat und zukünftig die Performance innerhalb der Bildersuche ohne diese historische Metrik misst. Sozusagen der Übertrag alter, bestehender Signale aus dem „alten, nun abgeschalteten System“. Google betitelt diesen Klick-Rückgang der Besucher mit dem Hinweis: „An issue that is being investigated is causing loss of image search data for image searches originating from Germany and France.“ Ich würde ja vermuten, dass der Traffic nicht wieder kommt. Bei dem neuen Layout der Bildersuche, klicken einfach weniger zur Seite durch.
Die Umstellung würde bedeuten, dass Domains, die bislang gut in der Bildersuche abgeschnitten haben, konnten quasi über Nacht, das nächste Level erreichen und verdrängen so automatisch andere Player in der gleichen thematischen Kategorie, da es pro Level ggf. nur eine begrenzte Anzahl (in Abhängigkeit der Anzahl aller Domains in einer Topic / Land) an „Authorities“ geben kann. Domains die eher schlecht in der Bildersuche waren können nicht davon profitieren und werden verdrängt. Domains die extrem gut in der Bildersuche waren, verlieren, da der Score zwar stark ist, aber eben auch nur ein von vielen Werten.
Globale Auswirkungen, wenn in DE und FR was umgestellt wird? Möglich, dass in Ländern in denen die Bildersuche bereits umgestellt war, erst jetzt diese Signale berücksichtigt wurden.
Update 20.02: Barry hat heute morgen nun auch die Bestätigung von Google bekommen, dass der Trafficeinbruch durch die Bilder-UI Umstellung in Deutschland, Frankreich und anderen „ungenannten“ Ländern gekommen ist und damit zu irreparabelen Trafficeinbußen führt. Google argumentiert, dass das jetzt besser für alle sei und der Traffic den man früher bekommen hat nur „fake“ war: „In short, Google said the traffic you thought you were getting in the old design was not real traffic. It wasn’t someone clicking over to your site. So now that this new interface rolled out to other countries, they are experiencing this huge traffic drop as well – or what appears to be a huge traffic drop.“ Quelle: https://www.seroundtable.com/google-image-search-update-23436.html
Wenn der Traffic nicht wiederkommt…ist die These der Übertrag der bestehenden Signale gar nicht so abwägig!?! Besser als alles was man nicht erklären kann, gleich als Phantom zu bezeichnen :)
Habt Ihr die Traffic-Verluste in der Bildersuche mal genauer analysiert und mit möglichen positiven Effekten in der Websuche abgeglichen?